„Kreativität ist ein Muskel – und meiner geht regelmäßig ins Studio“
- Ma Ra
- 19. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Wenn man als Illustratorin arbeitet – mit Blumen, Farben, Linien, Konzepten – dann bekommt man oft diesen einen Satz zu hören. Mal bewundernd, mal leicht abschätzig: „Ach, du bist halt so kreativ.“ Als wäre Kreativität ein Geschenk. Eine Laune der Natur. Ein vererbtes Talent wie rote Haare oder blaue Augen.
Ich verrate hier ein kleines Geheimnis. Kreativität ist nicht göttlich. Sie ist auch kein Mysterium. Kreativität ist ein Muskel! Und meiner? Der geht regelmäßig ins Studio.
Die große Illusion vom kreativen Blitzschlag
Kreativität wird oft als plötzlicher Funke verkauft – als Geistesblitz beim Spaziergang, als Eingebung unter der Dusche. Und ja, das gibt es. Aber darauf kann man sich so wenig verlassen wie auf den deutschen Sommer.
Was viel häufiger passiert: Ich sitze vor einem leeren Blatt Papier, einem leeren Artboard oder einem Briefing mit zehn Fragezeichen. Und fange einfach an. Linie für Linie, Idee für Idee. Nicht, weil ich gerade „inspiriert“ bin, sondern weil ich trainiert habe, mit dem Uninspirierten umzugehen.

Kreativität ist kein göttlicher Funke – sie lässt sich trainieren wie ein Muskel. Diese Illustration bringt die Idee auf den Punkt: Ein starker Arm steht symbolisch für das kreative Durchhaltevermögen, das durch tägliche Übung wächst.
Wie man Kreativität trainiert – ganz ohne Hanteln
Kreatives Arbeiten ist nicht anders als Muskelaufbau. Es geht um Regelmäßigkeit. Um Reizsetzung. Und um die richtige Regeneration.
Mein persönlicher Trainingsplan:
Daily Sketches. Auch wenn’s krakelig wird. Und man nicht immer in der Stimmung ist
Morgenseiten schreiben: Ein Hoch auf Julia Cameron und ihr Buch The Artist Way
Stil-Analysen. Was macht z.B. ein gutes Verpackungsdesign wirklich aus?
All das ist Training. Nicht für die Bizeps – aber für das, was dazwischen liegt: mein kreatives Denken.
Disziplin trifft auf Verspieltheit
Das Missverständnis liegt oft im Gegensatz: Entweder Disziplin oder Kreativität. Dabei leben beide wunderbar miteinander. Ich bin organisiert und intuitiv. Ich arbeite strategisch und verspielt. Ich liebe Blumen – und ich denke konzeptionell.
Das eine schließt das andere nicht aus. Es stärkt es.
Fazit: Kreativität kann man üben – jeden Tag, in kleinen Bewegungen. Wer sie regelmäßig nutzt, wird stärker, schneller, klarer. Wer auf den großen Moment wartet, bleibt oft leer.


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